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Ist dort nicht Lächeln?

Ist dort nicht Lächeln? Siehe, steht dort nicht
in Feldern, die von Fülle übergingen,
was wir zu einem kleinen Aufblühn bringen,
wenn wirs bemühn in unser Angesicht?

Nächtiges nie gekonntes Notenblatt:
die deine Grenzen greift, wo ist die Spanne?
Die Stimme wo, die deine Gipfel hat?
Und deines Abgrunds Bass in welchem Manne?

Ist uns nicht mehr gegeben, bis dorthin
des Wesens reine Wallung fortzupflanzen,
wo einig sich ein Überfluss von Sinn
beseligt in verständigten Distanzen?

Dort mündete, nach Sturz und Widerstand
des Laufes, das Eröffnete genießend,
in stillen Armen       auseinanderfließend,
der breitgewordene, der Adorant.

(O Hälfte aller Welten, unerkannt,
sich auf mein unerkanntes Aufschaun schließend.)

Rainer Maria Rilke, November 1913, Paris
Gedichte 1906 bis 1926.
(Sammlung der verstreuten und nachgelassenen Gedichte aus den mittleren und späten Jahren.)