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Es wird nicht Ruhen in den Häusern

Es wird nicht Ruhe in den Häusern, sei's
dass einer stirbt und sie ihn weitertragen,
sei es dass wer auf heimliches Geheiß
den Pilgerstock nimmt und den Pilgerkragen,
um in der Fremde nach dem Weg zu fragen,
auf welchem er dich warten weiß.

Die Straßen werden derer niemals leer,
die zu dir wollen wie zu jener Rose,
die alle tausend Jahre einmal blüht.
Viel dunkles Volk und beinah Namenlose,
und wenn sie dich erreichen, sind sie müd.

Aber ich habe ihren Zug gesehn;
und glaube seither, dass die Winde wehn
aus ihren Mänteln, welche sich bewegen,
und stille sind wenn sie sich niederlegen -:
so groß war in den Ebenen ihr Gehn.


Rainer Maria Rilke, 20.9.1901, Westerwede