Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der entbehrlichen Folter 
und dass das Eisen nicht länger an Hälsen sperrt. 
Keins ist gesteigert, kein Herz -, weil ein gewollter 
Krampf der Milde euch zarter verzerrt. 
Was es durch Zeiten bekam, das schenkt das Schafott 
wieder zurück, wie Kinder ihr Spielzeug vom vorig 
alten Geburtstag. Ins reine, ins hohe, ins thorig 
offene Herz träte er anders, der Gott 
wirklicher Milde. Er käme gewaltig und griffe 
strahlender um sich, wie Göttliche sind. 
Mehr als ein Wind für die großen gesicherten Schiffe. 
Weniger nicht, als die heimliche leise Gewahrung, 
die uns im Innern schweigend gewinnt 
wie ein still spielendes Kind aus unendlicher Paarung. 
Rainer Maria Rilke, zwischen dem 15. und 17.2.1922, Chateau de Muzot