Errichtet keinen Denkstein. Lasst die Rose 
nur jedes Jahr zu seinen Gunsten blühn. 
Denn Orpheus ists. Seine Metamorphose 
in dem und dem. Wir sollen uns nicht mühn 
um andre Namen. Ein für alle Male 
ists Orpheus, wenn es singt. Er kommt und geht. 
Ists nicht schon viel, wenn er die Rosenschale 
um ein paar Tage manchmal übersteht? 
O wie er schwinden muss, dass ihrs begrifft! 
Und wenn ihm selbst auch bangte, dass er schwände. 
Indem sein Wort das Hiersein übertrifft, 
ist er schon dort, wohin ihrs nicht begleitet. 
Der Leier Gitter zwangt ihm nicht die Hände. 
Und er gehorcht, indem er überschreitet. 
Rainer Maria Rilke, zwischen dem 2. und 5.2.1922, Chateau de Muzot