Wie der Abendwind durch geschulterte Sensen der Schnitter
geht der Engel lind durch die schuldlose Schneide der Leiden.
Hält sich stundenlang zur Seite dem finsteren Reiter,
hat den selben Gang wie die namenlosen Gefühle.
Steht am Turm am Meer, zu dauern unendlich gesonnen;
was du fühlst ist Er, im Innern der Härte geschmeidig,
dass im Notgestein die gedrängte Druse der Tränen,
lange wasserrein, sich entschlösse zu Amethysten.
Rainer Maria Rilke, Winter 1913/14, Paris
Insel-Almanach (1928)