Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht 
wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten, 
das nur das schnelle Wenden voller Seiten 
manchmal gewaltsam unterbricht? 
Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss, 
ob er es ist, der da mit seinem Schatten 
Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten, 
was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis 
er mühsam aufsah: alles auf sich hebend, 
was unten in dem Buche sich verhielt, 
mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend 
anstießen an die fertig-volle Welt: 
wie stille Kinder, die allein gespielt, 
auf einmal das Vorhandene erfahren; 
doch seine Züge, die geordnet waren, 
blieben für immer umgestellt. 
Rainer Maria Rilke, Sommer 1908 (vor dem 2.8.), Paris