Gerüchte gehn, die dich vermuten, 
und Zweifel gehn, die dich verwischen. 
Die Trägen und die Träumerischen 
misstrauen ihren eignen Gluten 
und wollen, dass die Berge bluten, 
denn eher glauben sie dich nicht. 
Du aber senkst dein Angesicht. 
Du könntest den Bergen die Adern aufschneiden 
als Zeichen eines großen Gerichts; 
aber dir liegt nichts 
an den Heiden. 
Du willst nicht streiten mit allen Listen 
und nicht suchen die Liebe des Lichts; 
denn dir liegt nichts 
an den Christen. 
Dir liegt an den Fragenden nichts. 
Sanften Gesichts 
siehst du den Tragenden zu. 
Rainer Maria Rilke, 19.9.1901, Westerwede